Groß ist die Zahl der Bauernhäuser im Naturpark Saar-Hunsrück. Vielfältig ist das Bild der Hausformen. Ein hoher Anteil dieser Bauten ist erhaltenswert, selbst wenn man die Beeinträchtigung der Bausubstanz der Dörfer als Folge wirtschaftlicher und sozialer Umstrukturierung bedenkt. Charakteristische Bauernhausformen im Naturpark Saar-Hunsrück sind der südwestdeutsche Einhaustyp, diverse Gehöftformen und zahlreiche Varianten des Lothringerhauses. Die klassische Form des Lothringerhauses ist die Dreiraumtiefe. Dieser Haustyp ist ein Einhaus, bei dem sich alle Funktionsräume des Wohnens und Wirtschaftens unter einem einzigen Dach mit durchlaufendem First befinden. Es ist kein sonstiges freistehendes oder angebautes mit eigenen Dächern versehendes Wirtschaftsgebäude. Das Lothringerhaus ist also ein quergeteiltes Einhaus bzw. "Quereinhaus", das von der Traufseite her erschlossen ist. Der Stil des Lothringerhauses hat seine Wurzeln in der altlothringischen Landschaft. Der örtliche Sandstein oder Muschelkalkstein wurde für das Mauerwerk und die seitlichen, behauenden Flächen von Fenstern oder Türen verwendet. Bezeichnenderweise haben die Gaubauern mit "Gaustein" den zum Hausbau bevorzugten härteren Kalkstein gegenüber dem leichter verwitternden Sandstein benutzt. Der Kalkstein wurde auch für die Stützmauern, für den Bungert (Baumgarten) und Wingert (Weingarten) bevorzugt. Zu den Fenstern gehörten Holzklappläden. Über dem Obergeschoss treten noch die charakteristischen Luftluken, die zum Kniestock gehören, hinzu. Das Lothringische Bauernhaus gab es nur im Bereich des ehemaligen Herzogtums Lothringen. Das "Haus Saargau" in Wallerfangen-Gisingen ist ein sehenswertes altes Lothringer Bauernhaus, das aus dem 18. Jahrhundert stammt. Das Gebäude beherbergt ein bäuerliches Museum mit Lothringer Mobilar, sogenannten Pinkschen Möbeln. Hier befindet sich auch eine Infostelle des Naturparks Saar-Hunsrück.

Das südwestdeutsche Bauernhaus prägte den größten Teil des Naturparks Saar-Hunsrück. Das eingeschossige Einhaus, das südwestdeutsche Bauernhaus, setzte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch. Dieser Häusertyp besitzt eine Dreiraumtiefe, wobei der mittlere Raum meist keine Fenster aufweist, weniger tief und daher breitgegliedert ist. Zusätzlicher Lagerraum für die Ernte wurde durch die Verlängerung des Wirtschaftsteils in Firstrichtung erreicht. Daher wurde die steile Dachneigung aus der Strohdachzeit beibehalten. Erst im 19. Jahrhundert hat sich die Ziegelabdeckung mit dem Biberschwanz als typischer Steildachziegel durchgesetzt. Das wichtigste Gliederungsmerkmal der Fassade des südwestdeutschen Einhauses ist die deutlich erkennbar vertikale Teilgliederung in den Wohnteil und den Wirtschaftsteil. Dieser Haustyp passte sich den Strukturveränderungen in der Landwirtschaft an und hat daher die stärkste Entwicklung erfahren. Heute ist er im Naturpark Saar-Hunsrück in einer großen Formenvielfalt verbreitet. Sehenswert ist das restaurierte südwestdeutsche Bauernhaus aus dem Jahre 1793 in Oberthal-Güdesweiler, wo heute ein Dorfmuseum eingerichtet ist. Eine Besonderheit stellt das romantische Herrstein mit seinem historischen Ortskern dar. In der Verbandsgemeinde Herrstein gibt es Fachwerkhäuser aus der Gotik, Renaissance, dem Barock und dem Klassizis­mus. Typisch für den Hunsrück ist das zweigeschossige, zweiraumtiefe Fachwerkhaus, dessen gesamte Wohnfassade mit Naturschiefer verkleidet ist. Schiefer, Sandstein, Lehm und Eichenholz waren im Hunsrück schon immer dominierende Baumaterialien. Auch heute noch gibt es schöne Beispiele traditioneller Hunsrücker Häuser. Daher ist die Erhaltung des Bauerbes ein wichtiges Ziel des Naturparks. Bei der Umnutzung ländlicher Gebäude werden stilechte Sanierungen angestrebt, um das regionaltypische architektonische Erbe zu erhalten.

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