Naturkino im Naturpark - Erlebnis-Tipp: Wilde Narzissenwiesen

04.03.2021

Naturkino im Naturpark – Erlebnis-Tipp: Wilde Narzissenwiesen

Aufgrund der aktuellen Situation können wir die beliebten Wildkräuterwanderungen leider noch nicht anbieten. Stattessen wollen wir Sie über besondere Erlebnis-Tipps in unserer Heimat informieren. Diese Woche porträtieren wir die Wildpflanze "Gelbe Narzisse“, die im Frühjahr eine faszinierende gelbe Augenweide ist. Mit den ersten dauerhaft warmen Frühlingstagen im Hunsrück, in der Regel Ende März/Anfang April, entfalten sie ihre ganze Pracht und verwandeln die Täler bei Zerf, Schillingen, Thiergarten, Abentheuer und Börfink in ein gelbes Blütenmeer.

Der Naturpark Saar-Hunsrück mit Nationalpark Hunsrück-Hochwald gehört zu den beiden einzigen Nationalen Naturlandschaften Deutschlands, in denen die Gelbe Wildnarzisse in Wiesentälern und Niederwäldern heute noch vorkommt.

Die Wilde Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) ist sehr selten und gefährdet. Die geschützte Pflanze kommt nur noch im Hunsrück, in der nordrhein-westfälischen Eifel und in den Vogesen vor. Sie gedeiht nur dort, wo kaum oder gar nicht gedüngt wird. Die extensive Bewirtschaftung des Grünlandes begünstigt ihr Vorkommen im Naturpark, wie z. B. bei Mandern, Hentern, Zerf, Hermeskeil, Malborn-Thiergarten und Trauntal im Birkenfelder Land. Im Frühjahr können im Naturpark auf Wanderwegen wie dem RuT2 zwischen Ruwer und Burkelsbach (7,1 km; www.naturpark.org/aktuelles/downloads) sowie auf der Traumschleife „Trauntal-Höhenweg“ (12 km; www.saar-hunsrueck-steig.de) diese wilden Naturschönheiten erkundet werden. Wer einen Spaziergang bevorzugt, startet am Wanderparkplatz Hujetsmühle zwischen Abentheuer und Börfink und läuft die Traumschleife in Richtung Forellenhof Trauntal.

  

Narzissenwiese Malborn-Thiergarten
Foto: © Naturpark/Margret Scholtes

Naturpark-Tipp:

Frühjahrs-Naturschauspiel in der eigenen Wiese – so geht es naturschutzgerecht

Wer das gelbe Naturschauspiel in seine Wiese holen möchte, kann dies mit der Pflanzung der Narzisse "Tête à Tête", übersetzt ‚Kopf an Kopf der Sonne entgegen‘, bewerkstelligen. Sie ist im regionalen Blumen- und Gartenhandel im Frühjahr als Pflanze und im Herbst als Zwiebel erhältlich. Die kleine, aber auffallende, mehrblütige Narzisse gehört zu den beliebtesten Zwiebelblumen, die auch gut für die Kultivierung in Schalen und Kästen geeignet ist.

Die Zwiebeln der abgeblühten Frühjahrsblüher, die im Frühjahr in kleinen Töpfen angeboten und im Haus als Topfpflanze Freude bereiten, können in Gruppen auf einem Rasen oder auf einer Wiese sowiein Beeten gepflanzt werden und zu leuchtenden Frühjahrsblickfängen werden. Erst wenn die Blätter vertrocknet, gewöhnlich Mitte Juni, und braun geworden sind, können diese entfernt werden. Nur so kann die Zwiebel die Nährstoffe aus den Blättern "tanken“. Bereits im nächsten Frühjahr werden die ehemals hoch aufgeschossenen, schlaksigen Topfnarzissen zu wunderschönen kleinen Narzissen, die ähnlich groß wie die Wilden Narzissen wachsen, stabil im Wind stehen und dem Wetter trotzen. Wer es eilig hat mit der Vermehrung, kann die Zwiebeln im Frühjahr mit etwas Tomatendünger versorgen. Dieser hat eine gute Nährstoffkombination für die Narzissen.

Alternativ können im Handel erhältliche Zwiebeln der kultivierten Narzissenart im Herbst in den Boden gebracht werden.

Das Naturpark-Team ist weiterhin telefonisch und digital erreichbar. Weitere Informationen erhalten Sie bei der Naturpark-Geschäftsstelle Hermeskeil, Telefon 06503/9214-0 und info@naturpark.org.

Infobox:

Narzissen und ihre genussvolle Verwandtschaft:

Die gelbe Narzisse gehört zur Familie der Narzissengewächse Amaryllidaceae, wie unter anderem auch die Frühblüher Schneeglöckchen und Märzenbecher. Verwandt mit ihr sind ebenfalls viele Lauchgewächse, wie z. B. unsere Küchenkräuter und -gemüse Knoblauch, Schnittlauch, Porree und Zwiebeln. Dank ihrer Speicherorgane, Zwiebel oder Knollen, können sie sich sehr gut an ungünstige Klimabedingungen anpassen, sowohl an die trockenen Sommer im Mittelmeerraum, als auch an die kalten Winter in Mitteleuropa.

Name, Mythologie und Geschichte

Ihren Namen hat die Narzisse aufgrund des starken Dufts der Blüten erhalten. Er stammt aus dem Altgriechischen ‚narko‘ und bedeutet betäubend, weshalb er auch der Wortstamm von Narkose ist. Im Grimm’schen Wörterbuch wird die Gelbe Narzisse verwirrenderweise unter dem Namen Märzenbecher geführt.

Bekannt ist die Narzisse aus der griechischen Mythologie des selbstverliebten Jünglings Narkissos. Im Altertum wurde die Narzisse nach Erzählungen in den Kränzen für die Göttinnen Demeter und Persephone eingeflochten. Auch soll ein Balsam aus der Pflanze gegen Ohrenkrankheiten und Frostbeulen sowie als Wundheilmittel eingesetzt worden sein. Narzissenöl wurde seinerzeit als Narkotikum verwendet.

Boden und Standort

Die Wilde Narzisse, hochgradig giftig, wächst auf feuchten und etwas sauren Böden. Sie bevorzugt ein atlantisches Klima mit viel Niederschlag und eine Höhenlage zwischen 600 und 1000 Metern. Selbst Schnee und Hagelschauer machen der Wilden Narzisse nichts aus: Das Spektrum reicht von gemähten und brachliegenden Grünlandtypen von submontanen, etwas nährstoffreicheren Goldhafer-Wiesen über Borstgrasrasen bis zu Nasswiesen. Auch lichte Wälder und etwas nährstoffreichere bachbegleitende Standorte sind geeignet für die Narzisse.

Im Frühling verwandeln die Gelben Wildnarzissen einige Bachtäler und Niederwälder des Naturparks in prachtvolle Blütenmeere. Der traditionellen Mähwirtschaft und Niederwaldbewirtschaftung verdanken wir dieses gelbe Naturschauspiel im Frühjahr. Nachdem die Mahdwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts z. T. unrentabel geworden war, wurden die Feuchtwiesen entweder mit Fichten aufgeforstet oder auch intensiv als Grünland genutzt. Die Düngung der Wiesen und Entstehung der dunklen Fichtenforste hat den Lebensraum der Wildnarzisse stark begrenzt oder zerstört.

Durch Renaturierungsmaßnahmen auf den Flächen und der Wiedereinführung der Wiesenmahd konnten einige Standorte der Wildnarzisse erhalten werden.

Zurück zur Übersicht